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Das rote Kleid

Oder: Lasset die Kleidung zu uns sprechen

Nach längerer Blogabstinenz soll das nun mein erster Beitrag sein und der hat es in sich, es wird diesmal ein großer persönlicher Meinungsanteil dabei sein.

Ich fange gleich mit einem neuen Lieblingsbuch an. Gefunden in der Story einer Bloggerkollegin und direkt nachgekauft. Bis dato war ich ja sowas von nicht  up2date.

Aber nun zum Buch.

 

Vorstellen möchte ich euch heute das dritte Buch von Guido Maria Kretschmer, sein Nähbuch nicht mitgezählt.

In Das rote Kleid geht es um Textilien insbesondere Kleidungsstücke, die untereinander Sprechen, Fühlen und sich bewegen können. Es handelt sich also um einen Roman. Verständlich und Guido-Like geschrieben, geht es um die Reise eines roten Seidenkleidchens namens Anascha, vom Ursprung ihres Atelies bis hin zu ihrem neuen Zuhause. Da der Großteil des Buches die Arbeit an einem Filmset behandelt, lernt Anascha dort die Lehren eines Gewebes, was Freundschaft bedeutet und den Umgang mit Menschen kennen.

Zum Inhalt

Das rote Kleid Anascha wird in einem deutschen Atelier genäht und für den Transport zu einem Filmset fertig gemacht. Am Tag vor ihrer Abreise, lernt sie einen Abendmantel kennen, der ihr falsche Hoffnungen macht und in ihr Ängste schürt.

Nachdem Anascha an ihrem vorläufigen Bestimmungsort, einem Filmset, angekommen ist, lernt sie die ersten Kleidungsstücke kennen und hat direkt Vorurteile Kostümen gegenüber:

 

"Es zitterte in meinem Futter, und mir wurde etwas flau. Was sollte das heißen, wir Kostüme? Ein Kostüm ist doch ein Paar aus Blazer und Rock (...) Wieso glauben alle, das sie ein Kostüm sind?"( S.51 f)

 

Erst nach einiger Zeit lichtet sich der Nebel und erweitert ihren Horizont, Textile betreffend; sie lernt ihre Bestimmung sowie Freundschaften kennen.

Doch auch die Schattenseiten eines schönen Kleides kommen zum Vorschein. Da gibt es das hochnäsige Hochzeitskleid von Dior, was alles daran setzt im Mittelpunkt zu stehen, koste es was es wolle oder die eifersüchtige Kostümassistentin Lucie, die vor nichts zurückschreckt.

Doch auch freundliche Figuren gibt es, wie die Schauspielerin Lavinia Jackson, die eine Liebesbeziehung mit dem Hauptdarsteller eingeht oder Benno, der freundliche zweite Assistent, der den Kleidungsstücken mehr als einmal aus einer misslichen Lage hilft.

Nebendarsteller dieses Romans sind hier die Menschen.

Anascha ist, wie der Titel schon besagt, die Hauptdarstellerin des Buches und erzählt somit ihre Geschichte. Am Ende bekommt auch sie ihr ganz großes Glück. Soviel sei veraten.

 

Meine Meinung

Dieser wunderbare, naiv-kindliche Roman ist nicht nur kurzweilig geschrieben, sondern trifft genau meinen Nerv. Denn die Story bzw. die Idee, dass Kleidung sprechen kann, hätte auch von mir stammen können. Der Unterschied ist, dass niemand ein Buch über sprechende Kleidung von einer Sarah irgendwas lesen würde, wohl aber von einem bekannten deutschen Designer, der durch Formate wie Shopping-Queen, sich in die Herzen der Menschen gequatscht hat.

 

Zwei Dinge haben mir besonders gut gefallen: irgendwie habe ich ein Herz für die armen Langonis, die selten über ihren Tellerrand schauen können. Die andere Sache, die dem Buch die Krone aufgesetzt hat, ist der Zusatz am Ende: Was wurde eigentlich aus...

Nur, lieber Guido, vermisse ich hier den Smoking Ole. Was ist aus ihm geworden?

 

Doch ich habe noch weitere Fragen:

  • Kann jegliches Textil sprechen? Also auch Decken, Kissen, Vorhänge etc.? Denn als es um Taschentücher ging, konnten die auch sprechen.
  • Können auch Accessoires sprechen, wie Hüte, Schuhe, Taschen und Schmuck? Sie werden ja auch von Menschen getragen.
  • Warum können Echt-Pelz-Kleidungsstücke nicht sprechen (auch wenn im Buch erklärt wurde, dass es sich hierbei um totes Tier handle, und es deswegen nicht ginge)? Immerhin wurden diese auch von Menschen gefertigt und z.B. zu einem Mantel zusammengesetzt. Gilt das dann auch für Lederjacken bzw. dem Handschuh von Karl Lagerfeld, von dem kurz gesprochen wurde? Der war sicher auch tierisch und konnte dennoch reden.

Natürlich, weiß ich, dass es sich hier um eine Art Fantasy-Roman handelt, dennoch wüsste ich gerne die Antworten des Herrn Kretschmer.

 

Interessant ist auch die Macht, die ein Textil auf einen Menschen ausüben kann.

Hier sei gesagt, dass die Menschen nicht mit den Kleidungstücken kommunizieren können, es sei denn es ist ein sogenannter Stoffling. Dieser Mensch spürt zumindest, was ein Kleidungsstück braucht. Das Textil hingegen, kann je nach Stärke zum Menschen, diesen auch manipulieren.

Auch wenn dies ein Fantasiegebilde ist, so glaube ich stark daran, dass Kleidung uns beeinflussen kann und wir je nach Styling und Outfit ein anderer Mensch werden können.

Auch die Passagen, wenn es darum geht, wie Kleidung behandelt werden möchte, sind nicht fern ab der Realität, nur ein mancher Mensch kann oder will dies nicht umsetzen.

 

Abschließend möchte ich noch sagen, dass das Ende sehr vorhersehbar ist. Sowohl wenn es darum geht, welchen Markennamen das Kleid trägt, als auch die Person, welche das Kleid am Ende kauft.

Dennoch, obwohl das Buch einige Fragen offen lässt und sehr fantastisch daher kommt, möchte ich es jedem Modemenschen empfehlen. Spätestens die Guido-Liebhaber werden dieses Buch kaufen. Ein nettes kleines Hardcover-Büchlein, so wie die Anascha in dem Roman, ein nettes kleines Kleidchen ist.

(Quelle: Das rote Kleid, Guido Maria Kretschmer, Goldmann Verlag, 14 €, ISBN: 978-3-442314898)

 

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