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Der gepflegte Umgang mit dem Kulturgut

Manche halten mich für pedantisch, andere für pingelig oder kleinlich. Und genau genommen sind alle drei Wörter das Gleiche oder stehen für die selbe Haltung. Bei mir ist die Rede von Büchern.

Bücher sind mir, wie Taschen auch, ein Heiligtum. Ja ich glaube sogar, sie sind mir wichtiger als meine schönen Taschen.

Wenn ich mir überlege, wie oft ich mein Bücherregal neu sotiere oder einfach nur minutenlang meinen Blick über die Regalreihe schweifen lasse und mich selbst an meinem Werk ergötze...

Wie dem auch sei, meine Liebe zu Büchern geht sicherlich über die, einiger anderer Bücherfreunde hinaus.

Das Buch war schon immer ein Teil meines Lebens und in vielen Lebensituationen mein Rettungsanker. Irgendwie verdanke ich der Literatur einen Teil meines Lebens. Hat sie mich doch zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

Deswegen werfe ich Bücher auch nicht so achtlos in die Ecke, oder schmeiße alte Bücher einfach weg. Die Bücherverbrennung von 1933 ist in meinen Augen auch ein Massenmord an Geist und Kultur.

Verleihen nur unter Auflagen

Ich pflege meine Bücher. Das heißt nicht, dass sie nicht staubig sind, aber ich achte peinlich genau darauf, dass sie keine Flecken oder Knicke bekommen. Deswegen verleihe ich äußerst ungern Bücher und wenn, dann nur an wirklich gute Freunde. Und selbst da, frage ich nach einer gewissen Zeit nach, was denn mit meinem Buch sei, wann ich es zurückbekäme. Denn irgendwie fehlt mir was, das spüre ich genau. Wie ein Familienmitglied, was auf Reisen ist.

Leiht sich ein Freund ein Buch aus, unterliegt dies strickten Auflagen.

Gebundene Bücher mit Schutzumschlag beispielsweise, verlassen meine vier Wände nur ohne den dazugehörigen Schutzumschlag, dafür aber mit einer passenden Buchhülle.

Mit 15 war ich im Manga Fieber. Meine damalige beste Freundin und ich leihten uns gegenseitig die Comicbücher aus, immer mit der Mahnung, den Buchrücken ja nicht zu knicken, sodass man am Ende eine Technik entwickelte, die das Buch zwar schonte, das Lesen einem aber erschwerte.

Prävention ist die halbe Miete

Das gute Bücher geschützt werden müssen, habe ich noch von meiner Mutter. Hardcover sind immer teuer, da will man lange was davon haben, wie ein Sofa aus den 70er Jahren, das mindestens 30 Jahre dienen soll. Also wurden um sämtliche Schulbücher, egal ob selbst gekauft oder geliehen, Schutzumschläge gelegt, geklebt oder foliert. Sah nicht immer schön aus, war manchmal sogar unpraktisch, aber das Buch war am Ende noch genauso schön und ließ sich zur Not wieder verkaufen.

Heute haben Bücher leider keinen Wert mehr, um sie groß zu verkaufen. Aber mir selbst ist ein gepflegter Einband wichtig.

Unbedingt zu vermeiden sind auch Eselsohren. Nein, die sind gar nicht schön. Da hilft nur plattdrücken und beschweren oder eben vorsichtig mit dem Bügeleisen drüber.

Auch nicht schön, sind Flecken aller Art. Während ich lese, gibt es allerhöchtens Wasser oder Tee und dann bitte nicht direkt über dem Buch. Schmierhände sollten ein Buch gar nicht erst anfassen. Fettflecken bekommt man nämlich nie wieder raus.

Und sollte das Buch aus unerfindlichen Gründen einen Wasserschaden erleiden, heißt es "trocken legen". Heizung oder Föhnwärme hilft. Und dann platt drücken. Am besten Buch auf den Boden legen, eine Holzplatte drüber und darauf einen Wasserkasten. So vermeidet man das Aufquellen der Seiten.

Restaurieren statt Wegschmeißen

Natürlich habe ich nicht nur neue und heile Bücher zu Hause stehen. Ich kaufe gerne gebraucht, da kann auch schonmal das ein oder andere Wehwehchen am Buch sein. Häufig ist es nur der Einband, der beschädigt ist. Wenn etwas lose ist, lässt es sich meistens durch einen Kleber fixieren. So vermeidet man auch, dass es weiter reißt. Dies gilt auch für Buchseiten. Hier kann man -wenn auch optisch nicht schön- mit Tesafilm arbeiten. Es ist aber unbedingt darauf zu achten, dass die zerissenen Seiten genau aufeinander liegen, damit der Text nicht verrutscht.

Was mir jedoch bis heute unverständlich bleibt ist: warum schmieren Leute mit Kugelschreiber oder Ähnlichem in Büchern rum? Oder wieso kritzeln Kinder in Bücher? Das ist wirklich grausam, denn dafür gibt es keinen Tipp, außer: "Lasst es!".

Und falls man sich aus studiengründen Anmerkungen machen muss, sind Haftnotizen oder ein leichter Bleistift immer noch besser.

Stell das Buch auf einen Sockel

Man sollte immer daran denken, dass das Buch, die Literatur immer noch ein Kulturgut ist. In dieser medialen Welt ist das etwas besonders, was wir schätzen sollten. Wer weiß, wie lange dies noch so bleibt. Kulturell gesehen, hat das Buch also einen Sonderstatus, es unterliegt sogar der Preisbindung, dh. einfach gesagt, man darf es nicht unter Wert verkaufen, es sei denn, jemand macht was aus den oben genannten Punkten.

Also behandelt das Buch bitte entsprechend gut. Nutzt es nicht einfach als Unterlegscheibe für den wackeligen Tisch oder werft es achtlos in eine Ecke. Stellt es lieber schön ins Regal, sotiert es nach Autor, nach Farbe oder nach Belieben, nutzt es zu Dekozwecken.

Und ab und an freut sich der Staubwedel, wenn er mal über die Bücher rüberschwingen darf.

Übrigens: Bücher auf die Fensterbank zu stellen ist gar nicht mal so clever, denn Sonne bleicht die Cover aus und das wäre zu schade.

Sarahs Tipps im Überblick

10 Tipps für den gepflegten Umgang mit dem Kulturgut Buch:

  1. Gebundene Bücher immer mit Schutzhülle ausstatten, wenn sie das Haus verlassen.
  2. Beim Verstauen in die Tasche darauf achten, dass das Buch keinen Knick bekommt oder neben etwas Nassem/ Schmierigem steht. Am besten in ein separates Fach tun.
  3. Eselsohren kann man vorsichtig wegbügeln.
  4. Beim Lesen nicht essen oder trinken und wenn dann weit entfernt vom Buch. Danach nur mit sauberen Händen weitermachen.
  5. Bücher am besten im Regal lagern oder im Schrank, niemals auf der Fensterbank, denn Sonne bleicht aus.
  6. Notizen im Buch weitesgehend vermeiden, ansonsten sind Bleistift und Post-It eine gute Alternative zu Kulli und Co.
  7. Kaputte Bücher nicht einfach wegschmeißen, sondern selbst reparieren, Tesa und Kleber helfen da.
  8. Wasserschäden am besten direkt trockenföhnen oder auf die Heizung legen, danach platt pressen, zB. mit einem Wasserkasten.
  9. Beim Verleihen ruhig dem Gegenüber sagen, wenn er den Buchrücken z.B. nicht knicken darf.
  10. Ab und zu mit einem Staubwedel die Bücher reinigen.
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