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Wintertöchter - Die Gabe

Oder: Eine wundersame Familie

Dem nun folgenen Buch wurde ich einfach nicht gerecht. Bereits im Herbst 2018 habe ich "Wintertöchter -Die Gabe"* von Mignon Kleinbek angefangen zu lesen und mich direkt verliebt. Nur kurze Zeit später (und das leider für eine lange Zeit) fristete der Roman ein einsames Dasein auf meinen Nachttisch. Ungeachtet, ungelesen. Doch meine Gedanken rasten ständig um die Geschichte, die Protagonisten und wie es wohl weiter geht. Doch die bevorstehnde Weihnachtszeit und andere unzählige Baustellen raubten mir schier alle Lesezeit... bis jetzt.

In nur wenigen Tagen habe ich nun den ersten Band der Wintertöchter-Reihe beendet, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Doch beginnen wir von vorn.

Inhalt

Der Roman Wintertöchter spielt in der Zeit um den zweiten Weltkrieg und danach. Schauplatz ist die Forstau, ein kleines Bergdorf in Österreich. Dort leben drei besondere Frauen. Zum einen Marie mit ihrer Tochter Anna und Barbara. Marie und Barbara sind Ziehschwestern aus dem selben Familienstamm. Während Barbara als Hebamme arbeitet, alleine im Dorf im Haindlhof lebt und eine besondere Gabe geerbt hat, wohnt Marie, die keine Begabung hat mit ihrer sonderbegabten Tochter Anneli auf einer Alm, dem Julianenhof, weiter abseits des Dorfes.

Niemand außer den drei Frauen und der engste Familienkreis weiß über die Besonderheiten der Gabe.

Die Autorin vergleicht diese Gabe im Nachwort mit "Synästhetiker", jedoch für die Geschichte noch fiktiver ausgearbeitet.

Barbara und besonders Annelie, kurz Anna genannt, haben das Talent, dass sie Gefühle, Bilder und Vergangenheiten erspüren können. Dazu brauchen sie nur Lebensmittel, Gegenstände oder Lebewesen mit dem Mund berühren, z.B. durch Anlecken oder die Berührung mit den Lippen.

Diese Gabe ist Fluch und Segen zugleich.

Die Geschichte wird in einer Rückblende durch die alt gewordene Anna im Jahre 2004 erzählt, immer wieder durch Briefeinträge untermalt.


Zitat

"Belladonna war zu stark und die Mutter hatte noch kein Fieber. (...) Sie öffnete einen Beutel mit Hirtentäschel und roch hinein. Mit angefeuchteten Zeigenfinger nahm sie eine der getrockneten, herzförmigen Samentaschen heraus und zerkaute sie. Ja, das war es!" (S. 243)


Meine Meinung

Was mich besonders begeistert hat, ist der mitreißende Schreibstil der Autorin. Es gibt nur wenige Bücher und Geschichten die mich emotional mitnehmen und derart in die Handlung ziehen, wie dieses. Zwar geht es in dem Buch natürlich um die Besonderheit der Gabe, doch man hat nicht den Eindruck, dass es ständig Mittelpunkt ist. Und das fand ich super. Gleich zu Beginn des Buches passiert etwas Tragisches und Schönes zugleich, sodass man gar nicht anders kann, als mit den Charakteren zu leben, zu atmen und zu fühlen.

Das ganze Drumherum, das Erzählen über das Leben der Dörfler, die Geschichten über das Heranwachsen von Anna und die schlimmen Erlebnisse, die dem Roman einen Nervenkitzel verpassen, geben dem Geflecht ein wunderbaren Gesamteindruck.

Als ich endlich Zeit gefunden hatte, das Buch weiter zu lesen, konnte ich es schier nicht mehr aus der Hand legen.

Und das, obwohl Wintertöchter in einigen Kapiteln wirklich ernste Thematik aufgreift. Deswegen war die Geschichte nicht immer leicht zu lesen, nicht wegen der Art und Weise, wie es geschrieben wurde -das war flüssig und versändlich - aber dieses Andeuten, Ausschmücken und die Pein, ja mancher Schmerz, kamen auf manchen Seiten voll zum Ausdruck. Und dann wieder aufatmen, mitfiebern, freuen und hoffen.

Besonders als zwei weitere Personen im Umfeld von Anna und Marie aufgetaucht sind, schien die Handlung sich zu verselbstständigen.

Kaufgrund

Ich kann ja nur für mich sprechen und sagen, dass dieses Werk eines meiner Lieblingsbücher 2018/2019 sein wird.

Ich bin froh, dass die liebe Silke Boger vom Pinguletta Verlag mich angeschrieben hat und gefragt hat, ob ich nicht Lust hätte mir ein Buch auszusuchen.

Und wisst ihr, warum ich gerade diesen Titel gewählt habe?

Na klar, ich liebe Schnee und Winter. Das Cover (hochglanz Fotodruck übrigens) versprach schon Magie und Vergangenheit . Und nun habe ich auch noch erfahren, dass Teil 2 veröffentlicht wurde.

Ich kann es kaum abwarten, auch diesen Band lesen zu können.

Und natürlich möchte ich noch erfahren, warum der Titel eigentlich "Wintertöchter" heißt.

Außerdem möchte ich noch abschließend erwähnen, dass für diese Story sehr gut recherchiert wurde. Nicht nur, was Orte und Zeiten betrifft, sondern insbesondere was die Kräuterlehre und Homöopathie betrifft. Leser, die schon länger meinen Blog verfolgen, wissen, dass ich eine bodenständige Hintergrundrecherche in Büchern immer sehr zu schätzen weiß.

Ich bin gespannt wie euch die Geschichte gefällt. Schreibt es mir!

(Quelle: Wintertöchter - Die Gabe, Mignon Kleinbek, Pinguletta Verlag, 13,90 €, ISBN: 978-3-981767858)

*Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.


Auch dieser Roman gehört zu meinen Lieblingen:

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