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Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin Reihe

Oder: Das Beste kommt nicht zum Schluss

Vor etwa drei Monaten, im Juli genaugenommen, machte ich mich an ein Projekt: lese eine dir bisher unbekannte Buchreihe am Stück. Was bot sich da besser an, als "Die Schnäppchenjägerin" von Sophie Kinsella. Ich hatte schon vorher den ein oder anderen Roman der Autorin gelesen und wusste um ihren guten und amüsanten Schreibstil.

Ein paar Jahre zuvor hatte ich mir die Reihe über verschiedene Kanäle aufgebaut. Der größte Teil stammt vom Second-Hand-Buchmarkt, ein Buch erstand ich bei einem Online-Auktionshaus, eines als Mängelexemplar im örtlichen Buchhandel und eines bekam ich als Rezensionsexemplar vom Verlag. Dazu später mehr.

Also hatte ich diese kunterbunte Mischung an acht Bänden vor mir liegen und begann mit Teil eins.

Im Folgenden die Kurzbescheibungen der einzelnen Teile in meinen eigenen Worten.


Die Schnäppchenjägerin

Rebecca Bloomwood arbeitet bei einer britischen Wirtschaftszeitung lebt mit ihrer Mitbewohnerin Suze in einer kleinen Wohnung und hat ein riesen Problem: sie ist shoppingsüchtig und hat einen Berg von Schulden. Dann verliebt sie sich über Umwege in den anerkannten PR Berater Luke Brandon.

Fast geschenkt

Rebecca oder Becky, wie sie von vielen genannt wird, zieht mit ihrer großen Liebe Luke in das verlockende New York. Dort versucht sie Fuß zu fassen und ist immer wieder neuen Shopping-Gefahren ausgesetzt. Hier lernt sie auch, einen ihrer treuesten Kumpels, Danny kennen.


Hochzeit zu verschenken

Becky wird Luke heiraten. Das Problem: sowohl die eigene Mutter in England, als auch die hochnäsige reiche Schwiegermutter in den USA wollen die Hochzeit ausrichten. Schon als Kind träumte Rebecca von einer Märchenhochzeit im Kreise ihrer Liebsten, doch nun weiß sie nicht, wie sie sich entscheiden soll.

Vom Umtausch ausgeschlossen

Becky und Luke sind verheiratet und leben wieder in England. Plötzlich erfährt Rebecca, dass sie eine Halbschwester namens Jess hat, die so ganz anders ist als sie. Alle Versuche sich mit ihr anzufreunden scheitern. Während Becky gern dem Luxus frönt, ist Jess äußerst alternativ und sparsam unterwegs.

Prada, Pumps und Babypuder

Rebecca Brandon ist schwanger und wird zum ersten Mal Mutter. Gleichzeitig distanziert sich Luke immer mehr von ihr. Seine Geschäfte hängen am seidenen Faden und dann ist da noch diese ehemalige Freundin von Luke, die ausgerechnet Becky Gynäkologin ist. Auch die Suche nach einem Haus wird immer schwieriger.

Mini Shopaholic

Minnie Brandon ist geboren, die Tochter von Rebecca und Luke. Die kleine Tochter geht sehr nach ihrer Mutter, will alles haben und hat kein Benehmen. Zu allem Überfluss leben die Brandons als Untermieter bei Becks Eltern, weil sie noch immer kein passendes Heim gefunden haben. Auch Rebeccas Job droht wegzubrechen.

Shopaholic in Hollywood

Wieder geht es in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Luke übernimmt die PR für eine bekannte Schauspielerin in Hollywood. Becky ist ganz aus dem Häuschen. Sie will unbedingt als Stylistin der Stars auf den Roten Teppich. Minnie hingegen geht in einen angesagten Kindergarten, wo Becky leider auf ihre Erzfeindin trifft, Ihre Freundin Suze kommt ihr als Unterstützung zur Hilfe.


Shopaholic and Family

Rebecca Brandon geb. Bloomwood, ist auf der Suche nach ihrem Vater, der nach LA gekommen ist um etwas "richtig zu stellen". Auch der Mann von Suze ist verschwunden. Gemeinsam machen sich die Frauen mit ihren Familien und Beckys Mutter in einem Wohnwagen auf die Suche nach ihm. Ein Road-Trip beginnt.


Eine kurze Zusammenfassung der ganzen Geschichte

Rebecca Brandon geb. Bloomwood hat seit jeher ein großes Problem mit ihrer Kaufsucht. Anfangs war es ihr gar nicht wirklich klar, dass sie shoppingsüchtig ist und erfindet immer mehr Ausreden für ihr Verhalten und ihre Schulden. Selbst ihr Bankberater bekommt ihre fadenscheinigen und phantasievollen Notlügen ab.

Als einzige Tochter hatte Becky nie Sorgen im Leben, die Eltern haben sie stets behütet und ihr alles von den Augen abgelesen. Die Eltern leben in einem beschaulichen Häuschen mit liebenswerten Nachbarn.

Becky verstrickt sich im Leben oft in Situationen und tritt in viele Fettnäpfchen, doch ihr Ideenreichtum und ihr Herz schaffen es immer wieder, den Hals aus der Schlinge zu ziehen.

Sie pflegt eine enge Freundschaft zu ihrer Freundin Suze, die einen wohlhabenden Lord geheiratet hat. Auch ihren Designerkumpel Danny unterstützt sie wo sie kann.

In Luke Brandon findet sie nicht nur einen erfolgreichen Geschäftsmann sondern vor allem ihre große Liebe und den Vater ihrer Tochter Minnie. Mit Minnie sind anfangs alle überfordert, da das Kind ebenfalls sehr verzogen ist.

Becky und Luke haben eine gemeinsame Feindin namens Alicia die versucht den beiden mehrfach das Leben schwer zu machen. Im letzten Buch mimt sie eine andere Persönlichkeit.

Dann ist da noch Elinor, die Mutter von Luke, die ihren Jungen als Kind verstoßen hat. Während anfangs Luke seiner Mutter wie ein kleiner Hund hinterhergelaufen ist und Becky keinerlei Sympathie für diese Frau finden kann (beruht auf Gegenseitigkeit) ändert sich dies im siebten Band, als es ein Zerwürfnis zwischen Mutter und Sohn gibt, aber Rebecca wiederum zarte Bande mit ihr schließt.

In Jess hat Becky ihre immer gewünschte Schwester gefunden, die kurzerhand den Sohn von Bloomwoods Nachbarn heiratet. Jess ist das komplette Gegenteil von Becky und erst ein großes Unglück schweißt die beiden zusammen.

Anfangs hat Rebecca bei einem Wirtschaftsmagazin gearbeitet, dann als persönliche Einkaufsberaterin bei Barneys, dann bei The Look und wollte in Hollywood als Stylistin arbeiten, was nicht ganz so funktioniert, wie sie es sich erträumt hat.

Ihr Vater Graham hat eine geheimnisvolle Vergangenheit. Erst offenbart er, dass er eine zweite Tochter hat und plötzlich verschwindet er einfach in LA, weil er etwas "richtig stellen" muss. Becky weiß, dass es ihre Schuld ist, weil sie ihrem Vater nie richtig zugehört hat. Auch die Freundschaft zu Suze bekommt in der Zeit einen zweiten großen Riss. Doch auch diesmal unterstützen die Familie und Danny sie.

Urteil der Lesebrille

 

Wo soll ich anfangen?

 

Vielleicht erstmal damit, wie mir die Reihe gefiel. In einem ausgedrückt:

stark begonnen und dann hart nachgelassen.

 

Tatsächlich gefielen mir die ersten sechs Bände sehr gut. Besonders Band vier und sechs haben es mir angetan. In den ersten zwei Teilen ging es vorrangig um das eigentliche Thema und zwar die Shoppingsucht von Rebecca Bloomwood. In den folgenden Teilen, kam diese zwar noch vor, aber schon in abgeschwächter Form. Hier zielte die Autorin mehr auf die Familiengeschichte und das turbulente Leben von Becky. Und das hat Kinsella meiner Meinung nach auch gut ausgeschmückt. Immer heiter und spannend wurden die verschiedenen Episoden von Beckys leben dargestellt.

 

Der Leser wächst quasi mit dem Hauptcharakter mit. Man lernt Becky richtig kennen. Sie ist ein totaler Chaot, hängt mit dem Kopf in den Wolken, macht sich selten Gedanken um eine ernsthafte Zukunft, lügt, dass sich die Balken biegen und nimmt jedes Fettnäpfchen mit. Aber sie ist auch ein wahnsinnig hilfsbereiter und warmherziger Mensch, der schlecht nein sagen kann. Entscheidungsfreudig ist sie nicht und braucht eine strenge Hand, um ihr Lebens halbwegs auf die Reihe kriegt.

 

Die Schnäppchenjägerin-Reihe ist ein super Thema für Psychologiestudenten, wie ich finde, hier kann man einiges analysieren und interpretieren.

 

Dadurch ist die Protagonisten einerseits ein wenig unsympathisch. Gerade anfangs will man sie gerne wachrütteln und ihr eine klatschen, aber je älter und reifer sie wird, desto sympathischer wird sie.

 

Gut finde ich den Anteil an wiederkehrenden Personen, die im Laufe der Bücher zu Rebeccas Umfeld gehören. Statt, dass Becky nach und nach neue Leute kennenlernst sind in den einzelnen Teilen immer ihre Familie oder Freunde vertreten. Das macht die ganze Geschichte sehr authentisch.

 

Bis Teil sieben haben sich die Bände gut und flüssig gelesen, ich habe unterschiedliche lange dafür gebraucht. Doch ab Band sieben war dann plötzlich einfach die Luft raus. Während in Band sechs noch ein Teil der eigentlichen Thematik aufgegriffen wurde, schwindet sie ab Geschichte sieben fast gänzlich dahin.

 

Shopaholic in Hollywood war so langweilig, dass ich ewig dafür gebraucht habe. Die Geschichte war hier schon ausgeschlachtet und hätte mit Mini Shopaholic ein Ende finden können. Aber es mussten unbedingt noch ein neuer Szenenwechsel her und neue Themen auf den Tisch. Beim letzten Buch habe ich dann aufgegeben. Denn während ich diese Zeilen schreibe, liegt Shopaholic & Family* immer noch zur Hälfte ungelesen auf meinen Tisch und es ist fraglich, ob ich das Buch jemals beenden werde.

 

Als ich damals Band fünf beendet habe, war ich noch so begeistert von dieser umfangreichen Geschichte, dass ich mich richtig gefreut habe, noch drei weitere Romane dieser Art vor mir zu haben. Inzwischen kann ich es kaum nachvollziehen und habe auch kein Interesse mehr, die Reihe weiterzulesen, falls mal ein neunter Teil erscheinen sollte.

 

Alles in allem aber (von den letzten beiden Büchern abgesehen) mochte ich die Story um Shopaholic Rebecca Brandon sehr, wenn sie auch gleich an vielen Stellen überzogen ist und nicht ganz realistisch. Einerseits herrscht in den Büchern das Bodenständige und Familiäre, was wir alle kennen, zum anderen gibt es an jeder Ecke einen Luxus, der zu viel des Guten ist.

 

Natürlich empfehle ich meinen Lesen die Bücher zu lesen, zumindest die ersten fünf bis sechs. Theoretisch kann man die Bücher auch als einzelne abgeschlossene Folgen lesen, aber je weiter man in den Teilen ist, desto mehr merkt man, wie wichtig es ist, die Vorgeschichte zu kennen. Das letzte Buch baut zum Beispiel unweigerlich auf Teil sieben auf, sodass man beide hintereinander weg gelesen haben muss.

 

Ich könnte noch unendlich viel über Rebecca, ihren Charakter, ihre Geschichte, den Menschen, die sie umgeben oder die Bücher im Allgemeinen erzählen, aber dies sprengt einfach den Rahmen meinem Blogartikels und schließlich habe ich schon genug gespoilert. Es gibt noch viel zu entdecken und die einzelnen Episoden sind gut ausstraffiert, sodass man einen guten Überblick bekommt.

 

Ich gebe der ganzen Reihe vier von fünf Brillen. Ein Abzug für die beiden schwachen Bände am Ende, die nicht hätten geschrieben werden müssen.

 

(Quellen: Die Schnäppchen-Jägerin Reihe, Sophie Kinsella, Goldmann, ca. 10 € pro Buch)

 

*Der Roman "Shopaholic & Family" wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt. Buch abgebrochen.


Eine weitere Buchreihe über Freundschaft und Liebe findet ihr hier:

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