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Villa Konfetti

Oder: Vier Menschen und ein Kinderheim

Ich ging ohne Erwartungen in den Roman. Es endete mit Tränen der Rührung und einem Happy End.

Nur so viel: ich liebe Happy Ends und noch mehr liebe ich: was geschah danach oder einige Jahre später...

Genau das bietet die "Villa Konfetti" * von Sina Land und Gerd Schäfer.

Wer also eher auf Cliffhanger, offene Enden und verstörende Bücher, die schlechte Gefühle vermitteln, steht, sollte meine Rezension hier und jetzt abbrechen.

Für alle anderen: welcome to a heartwarmed book.

Inhalt

Ein baufälliges Kinderheim steht kurz vor der Schließung. Durch eine Erbfolge könnte es dem Stiftungsrat in die Hände fallen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden: Renovieren, Instantsetzung und das Haus mit Kinderlachen füllen. Ansonsten fällt das Grundstück der Stadt zum Opfer, die es abreißen lassen möchte.

Die Hoffnung liegt nun in vier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Kitty, die junge Straßengöre, die ihre Sozialstunden ableisten muss; Alina ("meinereiner") die reiche Partyqueen, die lernen soll, wie man für sein Geld arbeitet, Walter (großer Wolf) der Mitdreißiger ohne Wohnsitz und Familie und (Ritter Sir) Henry der altgewordene Elektriker aus dem Seniorenheim.

Gemeinsam sollen sie aus unterschiedlichen Gründen dabei helfen, die Villa wieder auf Vordermann zu bringen.

Doch das ist gar nicht so leicht. Die verschiedenen Gemüter, Probleme auf der Baustelle und Intrigen stellen viele Hürden da.

Doch nur gemeinsam kann das Ziel erreicht werden.

Das sage ich

Ich war vielleicht nicht so von der Umschlaggestaltung so angetan. Aber das Buch hat etwas von einem nichtssagenden geheimnisvollen Päckchen mit wertvollen Inhalt. Denn der Roman hat nicht nur Gewicht, da auf die Qualität und die Haptik der Seiten wert gelegt wurde, nein, es wurde so liebevoll skizziert, was mich völlig überrascht hat. In kaum einen Buch für Erwachsene findet man heute noch kleine Bilder oder Skizzen.

Die kleinen handgemalten Grafiken zu Beginn eines jeden Kapitels sind liebevoll und kindlich gehalten, was super zum Buchthema passt. Neben jeder Seitenzahl sind zwei kleine Kinder abgebildet.Eine große Besonderheit des Romans sind die Zitate diverser Personen aus dem Buch.

Der Aufbau und das Design haben mir sehr gut gefallen und passten thematisch wunderbar.

Doch kommen wir zu dem Inhalt.

Ich bin wirklich ohne Erwartungen in das Buch gegangen, frei von jeder Vormeinung. Und das war klasse. Ich wurde auf eine wunderbare leichte Reise über vorranig vier Menschen mitgenommen, die innerhalb von einem halben Jahr großes vollbringen sollen. Es ist eine Geschichte voller Herzwärme, Freundschaft und Dankbarkeit. Was mich am meisten abgeholt hat, ist der Bezug zur Kindlichkeit. Synonyme wie Indianer, Prinzessinnen, Ritter und Cowboys traten regelmäßig auf, besonders unter den Erwachsenen. Auch Wortspiele wie Opa Brummbär oder Opa Brombeere lassen mein kindliches Herz höher schlagen.

Die Geschichte wurde zwar kurzfristig dramatisch aber keinesfalls beängstigend oder furchterregend. Es wurde nichts überzogen, weder gnadenlos beschönigt, noch dramatisch in die Länge gezogen. Und gerade diese Leichtigkeit hat mir sehr gut gefallen. Mir hat die Villa Konfetti das Gefühl wiedergegeben, dass es auch für Erwachsene unheimlich wichtig ist, nicht das Kind in sich zu verlieren.

An manchen Stellen hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr Tiefe für die Charaktere gewünscht, noch mehr Informationen zu ihren Leben. Aber auch so, war genügend Stoff vorhanden, um gut mit den Personen mitfühlen zu können.

Mir gefiel auch die Unterschiedlichkeit der vier Handwerker*innen, die am Ende vielleicht doch nicht so verschieden sind.

Zum Buchkonzept gehört ebenso, dass besonders zu Beginn des Buches die Kinder, also die Bewohner der Villa, vorgestellt wurden, die immer wieder im Buch auftauchten.

Womit mich die Co-Autoren Gerd und Sina dann am Ende völlig hatten, war die Möglichkeit nach einem Happy End noch einmal in die Zukunft zu sehen. Das ist schließlich etwas, was sich ein Bücherleser wünscht.


Zitat

"Meinereiner ist ganz deiner Meinung, dass wir mit diesem Bauleiter keinen guten Fang gemacht haben." (Seite. 120)


Fazit

Obwohl zwei bewanderte Autoren mit eigenen Stilen ein Buch geschrieben haben ohne sich je begegnet zu sein, merkt man es dem Roman "Villa Konfetti" nicht an. Er ist die Symbiose zweier kreativen Köpfe, die vor allem mit dem Herzen geschrieben haben und damit gute Laune verbreiten können.

Wieder einmal ein Buch das mir zeigt, dass es nicht immer auf das Cover ankommt, sondern wahrlich der Inhalt zählt.

Für alle Lesefreunde von fröhlichen Geschichten, die das Herz berühren ohne schnulzig zu sein, die Humor nicht verachten und mehr über Freundschaften erfahren möchten, sei Villa Konfetti sehr ans Herz gelegt.

Ich vergebe 5 von 5 Lesebrillen.

(Quelle: Villa Konfetti, Gerd Schäfer & Sina Land, BoD, 12,99 €, ISBN: 978-3752661224)

 

*Das Buch wurde mir freundlicherweise im Rahmen einer Buchleihe zur Verfügung gestellt.


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